Der Handel mit Aktien ist ein Glücksspiel, welches aber auch kleine Privatanleger spielen können, wenn Sie eigene Beobachtungen machen und vor allem die richtigen Quellen für die größte Gerüchteküche des Aktienhandels verstehen.
Früher war alles anders
Ich bin noch ein Kind aus der Zeit, als es noch Inhaberschuldverschreibungen gab, an denen ein Zinscoupon hing, mit dem man nach Ablauf eines Jahres zur Bank gehen musste. Dort wurde der Coupon nach jeweiligem Zinssatz, im meinen Fall waren es damals 6,5%, eingelöst und die Zinsen in bar ausgezahlt. Am Ende der Laufzeit gab es das volle Geld zurück. Das ist heute undenkbar. Man denke nur an das Geldwäschegesetz.
Früher musste man auch noch zur Bank, wenn man Aktien erwerben wollte, umständliches Ausfüllen von Formularen, manchmal mit Wartezeiten für den Erwerb über mehrere Tage. Dazwischen fielen oder stiegen die Kurse, wie das der Handel so mit sich bringt.
Wie sieht es heute aus?
Heute kaufe und verkaufe ich Aktien mit meinem Mobiltelefon in Real-Time. Dazwischen liegen gerade mal 35 Jahre. Als kostenloses Programm für die Darstellung des Erwerbs und Verkaufs habe ich „TeleTrader“ auf meinem Mobiltelefon installiert. Es ermöglicht den Aufbau eines Musterdepots mit allen notwendigen Angaben wie, wann gekauft, zu welchem Preis mit welchen Spesen und sonstigen Auslagen. Das einzige, was das Programm nicht kann ist die Einbeziehung der Dividende in den Barbestand. Das muss per Hand eingetragen werden. So gewinnt man einen täglichen Überblick über das eingesetzte Geld und, wenn man Glück hat, werden auch Erträge erwirtschaftet.
Es werden mit Hilfe des Programms alle Weltbörsen angezeigt und die jeweiligen Indizes kann man beliebig anordnen. So erscheinen auf meinem Startbildschirm unter der Rubrik Märkte der Dow Jones, die Nasdaq, S&P 500, der DAX, TECDAX, MDAX, der Nikkei, der Ölpreis, EUR/USD und der Gold- und Silberpreis. Wer Tabellen liebt, wird voll auf seine Kosten kommen.
Nach welchen Kriterien kaufe ich Aktien?
Als Peter Altmaier im Jahre 2012 Umweltminister war und er persönlich zur Besichtigung einer Offshore Windanlage auf hoher See erschien, habe ich sofort Nordex Aktien gekauft für 4,90€ das Stück. Zum jetzigen Zeitpunkt, September 2018, steht der Kurs bei 9,20€. Ich habe auch mal einem kleinen Biotech Unternehmen mein Vertrauen geschenkt und Aktien des Unternehmens zu einem Preis von 3,20€ gekauft. Zum jetzigen Zeitpunkt hat die Aktie 478% an Wert zugelegt.
Das Unternehmen heißt EVOTEC.
Wenn, wie letztens wieder geschehen, Tausende illegale Potenzmittel in den Niederlanden beschlagnahmt werden, kann man davon ausgehen, dass nach wie vor große Nachfrage besteht. Schon vor langer Zeit habe ich Aktien der Firma Lilly gekauft, die das Potenzmittel Cialis auf den Markt gebracht hat. Und innerhalb der letzten vier Jahre hat die Aktie um 93% zugelegt und wirft jährlich auch noch eine Dividende ab.
Die Börse verstehen
Die Börse ist für mich die größte Gerüchteküche der Welt. Ich kenne keinen Analysten, der den Zusammenbruch des Neuen Marktes vorhergesagt hat. Alle spielten sie Moorhuhn und waren wirklich im Glauben, die Firma Cargolifter würde mit Hilfe von Zeppelinen Waren von A nach B transportieren, zuverlässig bei jedem Wetter. Ich kenne auch keinen Analysten, der den Zusammenbruch der Lehman Bank vorhersagen konnte. Wohl konnte man den Zerfall der Dresdner Bank frühzeitig beobachten. Zeitweilig sah es in den Filialen so aus, als sei die Bank ein Anhängsel der Allianz Versicherung, kaum noch Bankschalter, dafür jede Menge Versicherungsschalter, bis sie dann in die Commerzbank aufging.
Wie weiß ich, welche Aktien ich kaufen sollte?
Ich kaufe Aktien nach wie vor nach Gefühl und mit Gespür für das, was knapp und gebraucht werden könnte. Das produzierende Gewerbe hat für mich daher absolute Priorität.
Es müssen für mich auch keine Aktien aus dem DAX sein. Nebenwerte reichen mir völlig. Dabei läuft man nicht Gefahr, wie täglich in den Nachrichten zu hören, dass diverse Automobilfirmen geschummelt und hohe Bußgelder zu bezahlen haben. Der Richtwert für mich ist die Firmenentwicklung in den letzten fünf Jahren. Die lässt sich mit dem oben beschriebenen Programm sehr schön aufzeigen.
Keine Aktien kaufe ich von Unternehmen, die Alters- und Pflegeheime ihr Eigen nennen, oder Krankenhäuser. Ich kenne die Gier der Aktionäre nach guten Quartalszahlen, die eine langfristige Investition völlig verhindern und nach höheren Kursen und satten Dividenden. Aber auf wessen Kosten, hinterfragen sie nicht.