20. April 2024

Wirtschaftsstandort Iran | Die Zukunft deutscher Unternehmen

Das ehemalige persische Großreich war eines des mächtigsten Imperien der Weltgeschichte. Verwunderlich eigentlich, dass der Nachfolgestaat Persiens, der Iran, heute weltpolitisch eine minder wichtige Rolle zu spielen scheint. Das vorurteilsbeladene Bild zeigt einen Staat weit ab von so genannten „Schwellenländern“, der im dunklen Asien vor sich hin vegetiert. Doch dieses Bild ist schlichtweg falsch! Je genauer die Auseinandersetzung mit dem Iran erfolgt, desto mehr wird das wirtschaftliche Potenzial des Landes verdeutlicht. Lesen Sie bei uns, wo der Iran heute steht und wieso eine Expansion gerade für deutsche Unternehmen in das ehemalige Perserreich Sinn machen kann.

Die neuen „Schwellenländer“

Der asiatische Raum ist längst kein unerschlossenes Neuland mehr für westliche Großkonzerne, Indien und China gelten schon lange nicht mehr als Schwellenländer oder Geheimtipps, sie sind in das weltweite Wirtschaftssystem fest integriert. Chinas Boom und die explosionsartige Vergrößerung und Stärkung des chinesischen Raums stagnieren. Selbstverständlich wissen Wirtschaftsexperten das nicht erst seit eintreten der ersten Börsencrashs¹ im Reich der Mitte. Die Wirtschaft ist schlicht und einfach zu schnell gewachsen und muss sich beruhigen, die konjunkturellen Schwankungen müssen sich zunächst einpendeln.

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Aus diesem Grund werfen westliche und auch speziell deutsche Unternehmen mehr als einen Blick auf weitere Potenzialträger zur Expansion. Und zwar nicht nur auf der Suche nach dem Standort mit den aktuell geringsten Lohnkosten und somit Produktionsmöglichkeiten, sondern auch mit der Aussicht auf absatzstarke Märkte, kompetente Kooperationspartner und exponentielle Umsatzsteigerungen. Dieser Beitrag setzt sich speziell mit der Wirtschaft des Iran auseinander und zeigt die Möglichkeiten und Aussichten, die in der aufblühenden Nation stecken.

Wunder von Teheran?

„Die großen Dax-Unternehmen scharren schon mit den Hufen“ Michael Tockuss, Vorstand der deutsch-iranischen Handelskammer ²

Was macht den Iran als wirtschaftliches Ziel so attraktiv? Mit 78 Millionen Einwohnern und einer starken industriellen Prägung der Infrastruktur des Landes bieten sich großartige Möglichkeiten zur Ausdehnung von Produktionspotenzial. Logistik, hohe Kaufkraft und die Verfügbarkeit von Rohstoffen minimieren die Transaktionskosten beim Einstieg in den unerschlossenen Markt. Außerdem ist nach Jahren der politischen Isolation die Anlagentechnik in großen Teilen veraltet und bedarf zu Teilen grundlegender Erneuerungen. Gerade beim Abbau von Erdöl gibt es hier lukrative Aufträge für deutsche Instandhalter und Techniker.

Egal ob Maschinenbau, Chemie- und Pharmazieindustrie oder bestimmte Segmente des Finanzsektors; sie alle können von hohem Bedarf und soliden finanziellen Ressourcen profitieren. Noch einmal in Zahlen ausgedrückt: der Iran ist keineswegs das agrarwirtschaftlich ausgerichtete Land mit mittelalterlichen Verhältnissen. Im Jahr 2011 spielte bereits die Landwirtschaft mit 10,40% eine deutlich untergeordnete Rolle, tatsächlich wurde die Wirtschaft schon durch Industrie (37,70%) und Dienstleistung (51,8%) getragen. ³

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2011 928,9 Milliarden US Dollar, womit der Iran Platz 18 (!!) der weltweiten Rangliste belegt. Zum Vergleich: die Bundesrepublik Deutschland als einer der weltweit am besten entwickelten Staaten kommt mit ähnlicher Einwohnerzahl im Jahr 2015 etwa auf dreimal soviel.

Das Leben im Morgenland

Selbstverständlich gehört zu einem Expansionsgedanken mit Produktions- oder Verkaufsstandorten vor Ort auch die Auseinandersetzung mit den lokalen Gegebenheiten. Die Fragen, die sich ein internationalisiertes Unternehmen  vor dem Markteintritt stellen muss drehen sich insbesondere um Sicherheit.

Von Seiten der internationalen Politik entspannt sich die Situation gerade deutlich nach den Atomabkommen (siehe hierzu auch Abschnit: Der richtige Moment). Insbesondere die junge Generation ist bereit sich dem Westen zuzuwenden und bildet eine kaufkräftige und solide Grundlage für den Absatz. Die Kriminalitätsrate ist nicht zuletzt durch die restriktive Kontrolle der Regierung niedrig. Das Bild, das die umliegenden Staaten des Nahen Ostens vermitteln, trifft auf den Iran nicht zu – keine bürgerkriegsähnlichen Zustände sondern ein stabiles System, auf das man eine Expansion oder Kooperation aufbauen kann.

„Der Iran ist anders, als man denkt. Das Mullah-Regime vermittelt ein falsches Bild. Die Bevölkerung ist offener, friedseliger – und auf der Suche nach westlichen Gütern.“ – Guy Helminger

Die Lebensunterhaltskosten liegen im Iran grundsätzlich noch deutlich unter den deutschen und auch die Lohnkosten sind entsprechend billiger. In der Hauptstadt Teheran sieht das Ganze allerdings etwas anders aus, der Mietspiegel ist mit dem von Köln vergleichbar. Zwischen 8 Millionen Menschen lebt man hier in einer Metropole, die den westlichen Großstädten in keinster Weise hinterherhinkt.

Der richtige Moment

Ganz aktuell wird die wirtschaftliche Attraktivität noch erheblich gesteigert, da die Sanktionen der EU und der Vereinigten Staaten gegen den Iran ein Ende gefunden haben.   Somit ist es unter anderem wieder erlaubt Öl aus dem Iran zu importieren. Nach dem Verbot im Jahre 2012 war der Ölumsatz des Staates von 118 Milliarden Dollar (2011) auff 42 Milliarden gesunken und dürfte nun von einem erheblichen Aufschwung profitieren. Die konkreten Vorteile für westliche und besonders deutsche Unternehmen liegen auf der Hand:

  • Die benötigte hochwertige Ausrüstung und Anlagentechnik kann und darf wieder an den Iran geliefert, vor Ort produziert und instandgehalten werden.
  • Zusätzlich dürfen westliche Versicherungen die Öltanker des Iran wieder versichern.
  • Die Automobilindustrie darf Ihre Fahrzeuge wieder in den Iran verkaufen, was insbesondere für Deutschland attraktiv sein dürfte.
  • Außerdem kriegen Banken wieder ein erhöhtes Handlungsspektrum was Finanzgeschäfte mit dem Iran angeht und der Handel mit dem iranischen Energiesektor wird wieder ermöglicht.

Grund genug ist dementsprechend gegeben, von einem weiteren erheblichen Aufschwung der iranischen Wirtschaft in den kommenden Jahren auszugehen und sich genau jetzt mit der Expansion in diese Nation auseinander zu setzen.

Auf das Know-How kommt es an

Trotz all der beschriebenen Vorteile bei einer Expansion in den Iran bleibt es trotzdem ein Markt, der ganz besonderes Fingerspitzengefühl erfordert, die Markteintrittsbarrieren sind teilweise relativ hoch. Das nötige Fachwissen für den Aufbau von westlichen Unternehmensstrukturen kann auf verschiedenen Wegen erlangt werden.

Kooperationen mit inländischen Partnern, Joint Ventures oder ähnliche Organisationsformen können bei der Überwindung von kulturellen und institutionellen Schwierigkeiten eine bedeutende Rolle spielen. Hierbei ist natürlich vor der Zusammenarbeit eine intensive Untersuchung der potenziellen Partner wichtig, da der Informationsfluss im Iran anders erfolgt als in Deutschland.

Alternativ kann es auch Vorteile bringen, spezialisierte Unternehmensberatungen zu konsultieren. Gerade weil der Iran so eine potenzialreiche Nation darstellt undsich der Markteintritt gleichzeitig schwierig gestalten kann, setzen sich wenige Unternehmensberatungen für die Vermittlung zwischen der Iran-Kultur und europäischen oder amerikanischen Expansionsinteressenten ein.

Verweise
1. http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/china-boerse-tianjin
2. http://www.ksta.de/wirtschaft/ende-der-sanktionen-deutsche-wirtschaft-hofft-auf-lukrative-geschaefte-mit-dem-iran,15187248,33541830.html#plx409390750
3. http://www.ipicture.de/daten/wirtschaft_iran.html
4. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/irans-jugend-flirt-stau-in-teheran-13797746.html
5. http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article807697/So-cool-kann-das-Leben-in-Teheran-sein.html
6. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/zehn-konkrete-folgen-was-das-ende-der-iran-sanktionen-bedeutet-14018506.html
Bildquelle: pixabayuser PublicDomainPictures

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